YELLOW ROSE OF TEXAS

im Spiegel der Presse
WENN AMORS PFEILE ZISCHEN
Witziges Western-Parodical hatte im ARThus Premiere

Es kommt schon nicht alle Tage vor, daß einem jungen, in Saft und Kraft stehenden Rancher (Sebastian Tetschke) eine bildhübsche Frau (Anett Jung) einfach so ins Haus fällt. Was macht es da, daß sie zunächst recht lädiert ist und ihre Sinne auch nicht ganz im Lot scheinen. Die Zeit heilt schließlich alle Wunden. Und die Liebe erst!
Nicht umsonst hockt Amor (Anja Rosin) mit seinem Pfeiltäschchen gleich hinter der Couch. Außerdem gibt es Hilfe durch Sheriff-Lady Mabel (Kirstin Rohwedel) und die eifrige Lokalpresse. Fehlt nur noch der Böse. Was bei einem Krimi da oft auf den Gärtner geschoben wird, ist hier, im Western-Groschenroman, der Onkel-Doktor (Michael Schmidt). Aber der scheint nicht mit den Gelüsten von Sheriff Mabel gerechnet zu haben.
Solch Stoff, aus dem die Träume sind, wurde im Parodical "Yellow Rose Of Texas" des ARThus-Liedtheaters „Regenbogen" am Sonnabend zünftig durch den Kakao gezogen. Gespickt mit einer guten Handvoll umgetexteter Country-Hits. Anett Jung und Sebastian Tetschke hatten mit meisterhaft betriebenen Gefühlsdarstellungen die Lacher oft auf ihrer Seite. "Halbgott in Weiß" Michael Schmidt scheint die Arztrolle irgendwie auf den Leib geschneidert zu sein. Sein schlaksiger Gang, der erhabene Herr-Holm-Blick und die passend-unpersönliche Wortwahl lassen einem da auf der Patientencouch wahrlich ganz klein werden. Trotz ellenlanger Monologe textsicher und brillant: Anja Rosin im Amor-Gewand. Bewundernswert auch Kirstin Rohwedel, die neben Mabel noch zwei Kleinrollen innehatte, und erst vor vier Wochen in das Team einstieg.
Zum Schluß viel Applaus und eine (welch Seltenheit) zu Tränen gerührte Gabi Zimmermann als Regisseurin des Stücks.

Bert Aschkowski, Norddeutsche Neueste Nachrichten, 02.04.2001

GELBE ROSEN VON AMOR
Liedtheater Regenbogen bringt Western-Parodie auf die Bühne


"Der Kuß der schönen Fremden" ist der Untertitel der neuen Produktion vom Liedtheater Regenbogen. Und geküßt wird dementsprechend häufig auf der Bühne. Die Story ist eher handgestrickt, ein Rancher in Texas verzehrt sich des Winters in Einsamkeit auf seiner Ranch, ein Unwetter beschert ihm den Besuch einer entzückenden Lady, die leider - oder zum Glück - bei einem Unfall das Gedächtnis verloren hat. Alles Weitere kann man sich denken.
Das Stück von "Regenbogen" lebt nicht unbedingt von der Originalität des Textes, sondern vielmehr von der Begeisterungsfähigkeit der Darsteller und ihrem Mut zur Komik. Sebastian Tetschke als Rancher John Norton läßt vom ersten Augenblick keinen Zweifel daran, daß er den Glücksfall April, wie er die unbekannte Schöne nennt, nicht ungenutzt lassen wird. Beinahe noch überzeugender in seiner Rolle ist der fiese Arzt Michael Schmidt, der seiner Patientin ganz offensichtlich keine Genesung gönnt. Anett Jung, Anja Rosin als Amor und Kirsten Rohwedel agieren mit Spaß und Witz und geben der Aufführung das richtige Tempo. Garniert ist das Ganze mit herzzerreißenden Parodien auf so beliebte Western-Songs wie „Yellow Rose of Texas" oder „Country Roads". Hier stoßen die Darsteller allerdings teilweise stimmlich an ihre Grenzen. Was an Sorgfalt und Ideen auf Texte und Geräuschkulisse verwandt wurde, hätte auf die musikalischen Einlagen mitunter stärker ausstrahlen dürfen.
Ein halbes Jahr Probenzeit liegt hinter den 20- bis 22-jährigen Darstellern. Der Spaß, den sie offensichtlich an der Inszenierung haben, riß bei der Premiere auch das Publikum mit. Gelbe Rosen flogen auf die Bühne, Gabi Zimmermann als Seele des Ensembles war nach einer verpatzten Generalprobe froh über den gelungenen Start des Stückes. Geräusche und Licht auf das Geschehen auf der Bühne abzustimmen, erfordert hohe Konzentration und die hatte am Abend vor der Premiere noch stark zu wünschen übrig gelassen. Für jugendliches Publikum aufgeführt wird "Der Kuß der schönen Fremden" sicher Freunde finden.

D.A., Ostsee-Zeitung, 02.04.01